Mitgliederversammlung am 13. November 2024 19.00 Uhr im Gasthof zur Post in Kirchweidach
Zur Mitgliederversammlung am 13. November wird Prof. Holger Magel zu Gast sein.
Alle Mitglieder und Gäste sind herzlich willkommen!
Zum Inhalt des Vortrags von Professor Holger Magel , dem langjährigen Präsidenten der Bayerischen Akademie Ländlicher Raum und früheren Chef der Dorferneuerung und Verwaltung für ländliche Entwicklung:
„Stadt und Land – Hand in Hand!“ Wer kennt nicht diesen Slogan , den jeder Politiker in seinem Vokabular hat. Oder diesen Spruch, den unsere Ministerpräsidenten so gerne in ihren „Sonntagsreden“ zitieren : „Der ländliche Raum ist die Seele Bayerns!“ Ich halte es lieber mit dem Spruch eines anderen allerdings früheren französischen Ministerpräsidenten: „Wenn der ländliche Raum nicht mehr atmet , ersticken die Städte“
Was wir von unzähligen Megastädten dieser Welt mit ihren menschenunwürdigen Slums bereits kennen , tritt nun leider auch bei uns immer mehr ein : unsere Städte sind am Limit , sie ersticken an Verkehr , zunehmender Hitze und schlechter Luft und -wollen trotzdem immer noch wachsen . Und der ländliche Raum? Er entleert sich immer noch , hier mehr , dort wie z.B. in Südbayern weniger oder gar nicht, jedenfalls verliert er die Jugend , die es zu den guten Jobs in die Stadt zieht, wenn nötig , dann halt per stundenlanger Pendelei. München und Umland werden immer reicher und greifen immer mehr nach den Ressourcen der ländlichen Räume . Das Gefälle in Bayern zwischen Nord und Süd , gerade bei den Einkommen , gibt es immer noch trotz jahrzehntelanger Landesentwicklung , trotz Landentwicklung , LEADER , trotz Verfassungsgebot nach gleichwertigen Lebens – und Arbeitsbedingungen in ganz Bayern, in Stadt und Land.
Das Verhältnis war immer schon schwierig : die Unterschiede und Wachstumsschere zwischen Stadt und ländlichen Räumen , zwischen Nord – und Südbayern haben die Bayerische Staatsregierung und die Verwaltungen seit jeher beschäftigt ; nun aber ist es aufgrund der multiplen Krisen zu einem besonderen nicht mehr allein strukturellen und ökonomischen Thema , selbst in der Literatur, geworden : zunächst Corona mit einem kurzen Intermezzo der Stadtflucht , dann die neuen Kriege in der Ukraine und nun in Nahost , die den Flüchtlings- und Migrationsstrom nach Deutschland verstärkt und die Tragfähigkeit unserer Sozialsysteme und die Integrationskraft der Gesellschaft bis zum Anschlag strapazieren , ebenso unsere jahrelang sträflich vernachlässigte Infrastruktur und nun die spät ernst genommene Klima – sowie die infolge Russlandembargo disruptive Energiekrise haben zu einer tiefen Verunsicherung im ganzen Land, im Osten sogar zu offenem Hass und Wut und zu gegensätzlichen politischen Lagern in Stadt und Land geführt. Schon muss man unsere Demokratie verteidigen . Juli Zeh ist eine Meisterin in der Beschreibung dieser verschiedenen Lebenswelten geworden. In dieser komplexen Gemengelage geht die besorgniserregende Meldung fast unter , dass wir 2023 in Bayern erneut einen Höchststand an Flächenverbrauch , sprich Verlust von meist landwirtschaftlichen Flächen hatten.
Selbst der der Zukunft und Science Fiction zugewandte Bestsellerautor Frank Schätzing spricht davon , dass heute Zukunft kein Sehnsuchtsort mehr ist. Die meisten Menschen fühlen sich von ihr bedroht. Jetzt suchen wir die Zukunft im vergangenen , weil früher alles besser war. Es gibt viele Menschen , die Anhänger dieser Sicht und der sie pflegenden Parteien sind; letztere bereiten uns mit ihren Vereinfachungen große Probleme und werden sie weiter bereiten , wenn wir dieser Zukunftsverweigerung und dem auch in bayerischen Politikerreden (Erding!) gepflegten Stadt – Land – Graben nichts entgegensetzen können.
Wie das gemeinsam zwischen Städten und Landgemeinden gelingen könnte , ist der zweite Teil des Vortrags von Holger Magel. Eine Aussage kann jetzt schon verraten werden: es nützt nichts , immer nur auf die da oben zu schimpfen. An uns selbst liegt es, etwas zu ändern und Zukunft wieder positiv zu besetzen.